Wenn Mathematik belastet: Zwischen Schulangst und Lernschwierigkeit

Tränen bei den Hausaufgaben, Bauchschmerzen vor Klassenarbeiten, Sätze wie: „Ich bin zu dumm für Mathe“. Viele Familien kennen solche Szenen. Doch was genau steckt hinter dieser Belastung? Ist es eine Rechenschwäche (Dyskalkulie)? Oder eine tief verwurzelte Matheangst? Und was bedeutet das für den Umgang damit, zu Hause wie in der Schule?
In diesem Beitrag erfährst du, worin sich Matheangst und Rechenschwäche unterscheiden, warum sie oft gemeinsam auftreten und was Eltern, Lehrkräfte und Therapeut:innen tun können, um Kinder wirksam und mitfühlend zu unterstützen.
Rechenschwäche und Matheangst: Zwei verschiedene Phänomene
Rechenschwäche, auch Dyskalkulie genannt, ist eine anerkannte Lernstörung. Sie betrifft das grundlegende Verständnis von Mengen, Zahlenbeziehungen und Rechenstrategien, unabhängig von der allgemeinen Intelligenz des Kindes. Viele betroffene Kinder zählen auch bei kleinen Aufgaben, raten häufig und erleben Mathematik als unlogisch oder fremd.
Matheangst hingegen beschreibt eine emotionale Reaktion: Anspannung, Stress oder Panik beim Gedanken an Mathematik. Sie kann auch bei Kindern auftreten, die eigentlich über ausreichende mathematische Fähigkeiten verfügen und sich dennoch in Prüfungssituationen blockiert fühlen.
Warum Matheangst und Rechenschwäche oft verwechselt werden
Auf den ersten Blick ähneln sich die Anzeichen: Rückzug, Frustration, Vermeidung. Doch während Matheangst vor allem emotional geprägt ist, liegt bei Rechenschwäche ein strukturelles Lernproblem vor.
Matheangst kann eine Folge früher Misserfolge sein, etwa durch Druck, schlechte Noten oder beschämende Erfahrungen. Gleichzeitig kann eine nicht erkannte Rechenschwäche selbst zu Matheangst führen. Viele Kinder erleben beides gleichzeitig. Diese Überlagerung erschwert die Diagnose und erfordert eine differenzierte, achtsame Herangehensweise.
Blick ins Gehirn: Was bei Matheangst und Rechenschwäche passiert
Bei Kindern mit Rechenschwäche zeigen Studien Auffälligkeiten im sogenannten intraparietalen Sulcus (IPS), einem Bereich des Gehirns, der für Zahlenverarbeitung zuständig ist. Hier geht es nicht um Faulheit oder Unwillen, sondern um eine andere Art, mathematische Informationen zu verarbeiten.
Matheangst aktiviert hingegen das Stresszentrum im Gehirn, insbesondere die Amygdala. Schon der Gedanke an eine Matheaufgabe kann körperliche Reaktionen auslösen: Herzklopfen, schwitzende Hände, Blackout. Unter Stress wird das Arbeitsgedächtnis blockiert: mathematisches Denken wird dann kaum mehr möglich.
Typische Anzeichen: worauf Eltern und Fachkräfte achten sollten
Hinweise auf eine Rechenschwäche:
- Unsicheres Mengenverständnis („Was ist mehr: 7 oder 9?“ fällt schwer, insbesondere „um wieviel ist 9 mehr als 7“)
- Zählendes Rechnen über längere Zeit
- Häufiges Raten statt logischer Lösungswege
- Große Lücken trotz Übung und Wiederholung
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Hinweise auf Matheangst:
- Nervosität oder Blackouts bei Mathetests
- Vermeidung, Weinen oder körperliche Symptome (z. B. Bauchschmerzen)
- Ablehnung von Mathematik trotz akzeptabler Leistungen
- Stressreaktionen bereits bei Hausaufgaben oder einfachen Übungen
Nicht jedes Kind mit Matheproblemen hat automatisch eine Rechenschwäche, und umgekehrt zeigt nicht jedes rechenschwache Kind Angst. Eine professionelle Abklärung ist deshalb oft hilfreich.
Warum eine genaue Unterscheidung so wichtig ist
Ein Kind mit Rechenschwäche braucht andere Formen der Unterstützung als ein Kind mit Matheangst. Falschzuweisungen können schaden:
- Wird Matheangst als Faulheit missverstanden, leidet das Selbstwertgefühl zusätzlich.
- Wird eine Rechenschwäche übersehen, führen wiederholte Übungsversuche oft nur zu Frustration.
Was Eltern konkret tun können
- Gelassen bleiben: Matheprobleme sind häufig, und es gibt Hilfe.
- Beziehung statt Bewertung: Das Kind braucht Rückhalt, keine Urteile.
- Mathematik entkoppeln von Stress: Nicht im Streit üben, lieber spielerisch und in ruhigen Momenten.
- Mut machen: Sätze wie „Du bist nicht dumm dein Gehirn lernt nur anders“ stärken mehr als jedes Übungsblatt.
- Diagnostik in Erwägung ziehen: Bei anhaltender Unsicherheit kann eine lerntherapeutische Einschätzung Klarheit bringen.
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Was Fachkräfte wissen sollten
- Rechenschwäche ist keine Frage des pädagogischen Könnens, sondern eine Lernstörung.
- Kinder mit Matheproblemen brauchen sichere, vertrauensvolle Lernräume, keine Testdrucksituationen.
- Beziehung und Empathie sind zentrale Wirkfaktoren, besonders bei Kindern mit Vorerfahrungen von Misserfolg.
- Frühe Beobachtung und individuell angepasste Förderung helfen allen Beteiligten.
- Elternarbeit und interdisziplinäre Kooperation (z. B. mit Lerntherapeut:innen) sind wertvoll, auch wenn sie herausfordernd sein können.
Wissen entlastet: Die Rolle der Psychoedukation
Wenn Kinder und ihre Eltern verstehen, warum Mathematik schwerfällt, entstehen Entlastung und Handlungsspielraum. Aussagen wie:
„Dein Gehirn arbeitet anders das ist nicht falsch, nur besonders.“
„Angst zeigt nicht Schwäche, sondern Überforderung.“
… helfen, Scham abzubauen und Vertrauen zu fördern. Auch Fachkräfte profitieren von neuropsychologischem Wissen, um Verhalten besser einordnen zu können, ohne es zu personalisieren.
Fazit: Zuhören, verstehen, gemeinsam Wege finden
Ob Matheangst, Rechenschwäche oder beides: entscheidend ist eine Haltung, die Kinder stärkt. Es geht nicht um Etiketten, sondern um echte Begleitung. Denn was Kinder brauchen, ist nicht nur Übung, sondern Menschen, die sie verstehen.
„Ich sehe, wie sehr du dich anstrengst und ich gehe mit dir weiter.“
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